Pieperrace 2025

Ein paar Tage vor Weihnachten erreichen mich Weihnachtsgrüße vom Skipper der Catharina van Mijdrecht, einem Plattboden-Klipper aus 1916, der als Fahrgastschiff in der „braunen Flotte“ Gäste über das IJsselmeer schippert. In der Mail steht, das die Catharina im nächsten Jahr am Pieperrace teilnimmt. Diese Plattboden-Regatta findet Anfang April im Markermeer statt. Dabei liegen die teilnehmenden Plattboden-Schiffe in Volendam.

Ich würde gerne an dieser Regatta (als Gast) teilnehmen und frage Jos, den Skipper der Catharina, nach freien Plätzen. Und schicke eine Mail an die üblichen Verdächtigen.

Recht schnell trudeln die Zusagen ein. Und von Jos kommt auch das OK. Es sind noch genügend Plätze frei. Wie sich am Anreisetag heraus stellt, sind wir die einzigen Gäste, die das komplette WE gebucht haben. Fein, ist es nicht so wuselig auf der Catharina.

So werden Anke, Christine, Patricia, Bernd und ich Anfang April nach Monnickendam fahren und dort für das Wochenende an Bord der Catharina van Mijdrecht gehen.

Die 2 Übernachtungen inkl. Verpflegung und Getränke kosten 248,50 Euro pro Person. 100 Euro sind als Anzahlung zu überweisen, der Rest wird in bar am Tag der Anreise fällig. Damit können wir leben.

Freitag, 04. April 2025

Viersen – Monnickendam – Volendam

Das mit der Fahrgemeinschaft klappt prima. Bernd ist dieses Mal der Fahrer. Auf dem Weg zu mir sammelt er Anke, die immer mit dem ÖPNV fährt, am Neusser Bahnhof ein. Christine kommt zu mir und so genieße ich den Luxus, von Zuhause abgeholt zu werden.

Pünktlich um 1/2 10 Uhr sind wir auf dem Weg nach Monnickendam. Es wird eine entspannte Fahrt. Selbst auf dem Amsterdamer-Ring ist nicht viel los. Beeindruckend ist die 10-spurige Autobahn (in jeder Richtung 5). Ich stelle mir vor, welche Blechlawinen sich hier in der Rush-Hour Richtung Amsterdam bewegen.

Kurz vor 13 Uhr sind wir in Monnickendam. Auch Patrizia sucht schon am Hafen nach einem Parkplatz. Wir haben Glück und finden eine Lücke. Auch für Patrizia findet sich was. Hier können wir zwar nur 2 Stunden stehen, aber das sollte fürs Ausladen reichen. Jos kann uns bestimmt sagen, wo wir einen Parkplatz für die 2 Tage finden.

Nach ein wenig Suchen finden wir die Catharina van Mijdrecht. Jos ist mit Deny auch gerade erst gekommen. So sagen wir Hallo und schaffen erst einmal unser Gepäck an Bord und belegen 2 Kabinen.

Bernd und Patricia parken noch ihre Autos auf einem kostenlosen Parkplatz in der Nähe. (wie vermutet hat Jos einen guten Tipp)

Dann gibt eine kurze Sicherheitseinweisung und schon legen wir ab. 70 Tonnen setzen sich in Bewegung. Ist schon etwas anderes als mit einem modernen Joghurtbecher, wie die GFK-Segelschiffe auch gerne genannt werden, zu manövrieren.

Wir folgen nicht dem Fahrwasser, sondern Jos richtet den Bug der Catharina gegen den Wind und geht auf Schleichfahrt.

Erik, der als Matrose mitfährt, zeigt uns, an welchen Tampen wir ziehen müssen um das riesige (140qm) Großsegel zu setzen. Das ist Schwerstarbeit und wir müssen alle mit anpacken.

Auch der Baum, an dem das Großsegel fliegend gefahren wird, hat besondere Dimensionen. Gut 20 m lang und einen Durchmesser von gut 25 cm. Und natürlich aus Holz. Da möchte ich keine Patenthalse mit erleben.

Jos fällt ein wenig ab und jetzt setzen wir das Vorsegel. Gefühlt nicht viel kleiner als das Groß. Auch hier müssen wir Schwerstarbeit leisten, bis es gesetzt ist. Die Schot ist eine 3-fach-Talje mit schweren Holzschäkeln. Auch hier sollte man aufpassen. Wenn die bei einer Wende auf die andere Seite wollen, sollte man besser nicht im Weg stehen.

Als letztes Segel setzen wir den Klüver. Auch das ist kein leichter Job.

Mit einer leichten Brise geht es hinaus auf die Gouwzee, wie das Gewässer zwischen Marken, Monnicken- und Volendam heißt.

Bald schon steht die 1. Wende an. Auch das ist auf einem Plattbodenschiff schwere Arbeit. Das auf der LUV-Seite gesetze Backstag muss gelöst und nach vorne gebracht werden. Allerdings erst, wenn das Schiff genau im Wind steht und das Backstag auf der anderen Seite gesetzt ist. Außerdem muss das seitliche Schwert hoch gekurbelt werden. Solange es zum größten Teil im Wasser ist, geht das leicht. Es wird aber zumehmend schwerer, je weiter das Schwert sich aus dem Wasser hebt. Gottseidank muss man das Schwert auf der anderen , der neuen LEE-Seite) nicht mühsam herunter lassen. Hier nimmt die Schwerkraft einem die Arbeit ab. Es fällt von alleine.

Es dauert auch nicht lange und wir haben Volendam erreicht. Nachdem Klüver und Vorsegel geborgen sind, startet Jos die Maschine und geht in den Wind. So wie man es mit jedem Segelboot macht, um das Groß zu bergen.

Das Auftuchen des schweren Segels erfordert auch viel Kraft. So zerren wir alle an dem Tuch, bis es ordentlich liegt und rollen es auf den Baum. Dann noch die Persenning drüber und schon laufen wir in den Hafen ein.

Jos bekommt vom Hafenmeister per Funk einen Liegeplatz zugewiesen und 10 Min. später liegen wir längsseits neben einem weiteren Plattbodenschiff.

Der Hafen ist schon gut gefüllt. Überall sieht man große Holzmasten in den Himmel ragen. Unsere STB-Seite bleibt auch nicht lange frei. Ein weiteres Plattbodenschiff geht bei uns längsseits.

Wir bekommen einen lokalen Kräuterschnaps (sehr lecker) und ein frisch gezapftes Anlegebier. (Eine solche Zapfanlage fehlt mir auf der Jan auch noch).

Der Wind ist endgültig eingeschlafen und bei blauem Himmel und Sonnenschein genießen wir ein paar Snacks und auch noch das eine oder andere Bier an Deck.

Die Mädels und Bernd überbrücken die Zeit bis zum Abendessen mit einem kurzen Bummel durch Volendam. Ich genieße noch die letzten Sonnenstrahlen auf Deck.

Es ist angerichtet. Wir nehmen an der langen Tafel im Salon Platz. Der Salon ist riesig und sehr gemütlich. Mehr als genug Platz für uns und der Besatzung, die natürlich mit uns zusammen ißt.

Es wird ein schöner Abend und die eine oder andere Flasche Wein wird geleert und es ist schon recht spät bis wir uns in die Kojen verholen.

schöner Abend

Samstag, 05. April 2025

In der Nacht habe ich mich in den Salon verholt. Bin halt ein Salon-Schläfer. In der kleinen Kabine war es mir zu eng. Außerdem ist es nicht ganz so einfach, aus dem unteren Stockbett aufzustehen. Da hat man es im Salon einfacher. Und vor allem viel mehr Luft.

Um 8 Uhr kommt Deny aus ihrer Kabine und fängt mit den Frühstücksvorbereitungen an. Ich mache mich ein wenig frisch und dann sitzen wir auch schon alle am reich gedeckten Frühstückstisch.

Es kommen die Tagesgäste an Bord und nach einem kurzen Hallo verschwindet Jos zum Palaver mit den anderen Skippern.

Wir haben bestes Wetter und genug Wind. Die Catharina braucht auch Wind. Immerhin müssen über 70 Tonnen bewegt werden.

Dann ist es soweit. Wir machen uns klar zum Auslaufen. Nachdem unsere Nachbarlieger abgelegt hat, lösen wir auch die Leinen und verlassen Volendam Richtung Markermeer.

Jetzt ist wieder Schwerstarbeit gefragt. Nachdem wir gefühlt einige 100m Tampen bewegt haben sind alle Segel gesetzt. Die Catharina legt sich ein wenig schräg und schon geht es los.

Mir ist es nicht so gut. Also verschwinde ich in den Salon und verkrümel mich in eine Ecke. So verpasse ich den Start der Regatta. Es zieht mich nach draußen. Dort weht es frischer Wind bei bestem Wetter. Die Sonne scheint vom blauen Himmel. Aber frisch ist es. So verziehe ich mich wieder in den Salon und bleibe dort bis zum Ende der Regatta dort.

Zum Segel bergen gehe ich wieder an Deck. Da sollte jeder helfen. Eine 1/4 Stunde später liegen wir wieder im Hafen. Die Sonne scheint immer noch vom wolkenlosen Himmel.

Es gibt wieder ein frisch gezapftes Bier und ein paar Knabereien. Perfekt.

Inzwischen hat Andrea das Cathering übernommen und recht schnell sitzen wir wieder alle im Salon und genießen ein super leckeres Abendessen.

Heute halte ich mich ein wenig beim Wein zurück. Morgen sind keine Tagesgäste an Bord und so möchte ich aktiv mitsegeln.

Wir sitzen noch etwas im Salon zusammen, doch dann wird es schnell ruhig auf der Catharina. Ich verhole mich in die Koje und wie auch gestern Nacht verhole ich mich in der Nacht in den Salon. Ist doch sehr viel gemütlicher.

Sonntag, 06. April 2025

Kurz vor 8 Uhr kommt Andrea in den Salon und fängt mit den Vorbereitungen fürs Frühstück an. Zeit für mich aufzustehen, mein Schlafzeug wegzuräumen und mich ein wenig frisch zu machen.

Nach einem guten Frühstück geht Jos wieder zum großen Palaver. Leider verlässt uns Patricia schon. Wir wären erst gegen 17 Uhr zurück in Monnickendam. Das ist ihr zu spät. Immerhin muss sie dann noch ~ 7 Stunden bis Berlin fahren. Jos organisiert ein Shuttle für sie. Irgendwie schade, aber so ist sie am späten Nachmittag schon Zuhause und hat keinen Streß

Heute soll etwas mehr Wind sein. So binden wir ein Reff ins Groß und werden den Klüver nicht setzen. Dann ist es auch schon wieder soweit und wir verlassen den Hafen.

Die nächsten 3 Stunden ist feinstes Segeln angesagt. Das Wetter ist perfekt und wir haben viel Spaß.

Um 15 Uhr sind wir wieder zurück und legen kurz in Volendam an. Da wir aber noch nach Monnickendam müssen, wartet Jos die Siegerehrung nicht ab, sondern legt direkt wieder ab.

Wir setzen keine Segel, sondern motoren bis zum Heimathafen der Catharina. Nach gut 1 1/2 Stunden sind wir da. Unsere Sachen sind schon gepackt und so heuern wir direkt ab. Bernd holt den Wagen vom Parkplatz und nach dem Einladen geht es Richtung Heimat.

Die Rückfahrt ist, wie immer, ereignislos und um 19 Uhr bin ich wieder Zuhause.

So geht ein schönes WE zu Ende und wir beschließen, nächstes Jahr sind wir wieder dabei.

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