Überführung MICA AMA

von Colijnsplaat nach Workum

Anfang des Jahres fragt Mick, ob ich ihm helfen könnte, das gekaufte Schiff, eine Dehler 34, von Südholland nach Nordholland zu überführen. Genauer von Colijnsplaat nach Workum.

Ein großer Teil soll über die Staande-Mast-Route gehen. Bei gutem Wetter natürlich auch „außen rum“. Wie sich während der Planung heraus stellt werden wir auf jeden Fall einen Teil der Strecke auf der Nordsee zurück legen. Ist doch die Schipohlbrug bei Amsterdam noch mindestens 1 Jahr gesperrt. Sie wird verbreitert und die Behelfsbrücke kann nicht gehoben werden. Maximale Durchfahrtshöhe 6,2m. Und bei Haarlem werden 2 Brücken bis zum 01.04.24 saniert. Laut vaarweginformatie.nl werden beide Brücken bis zum 01.04.24 nicht geöffnet. Da die MICA AMA vor dem 01.04. in Workum sein soll, bleibt uns nichts anderes übrig als bei Rotterdam die Staande Mast Route zu verlassen und über Scheveningen nach IJmuiden zu segeln. Dort können wir wieder nach binnen schleusen und über den Nordzeekanal und Amsterdam weiter zu fahren.

Hier die getrackte Fahrroute.

Hier das Logbuch als PDF: Logbuch Überführung MICA AMA

23.03.34 ColijnsplaatKrammersluis

Tag 1, 16,2 sm / 3:45 h, Motor 4:30 h

Wetter: W5-6, 8°, Hagelschauer

Um 10 Uhr geht es los. Lucina fährt uns, das ist Mick, sein Sohn Carlo und mich, nach Colijnsplaat. Wir schaffen unsere Sachen auf die MICA. Dann gibt es noch Kibbeling beim Hafen-Imbiss. (sehr zu empfehlen). Und dann geht es auch schon los. Wir wollen heute noch bis zur Krammersluis kommen.

Das Wetter ist eher bescheiden. Es empfängt uns eine kabbelige Osterschelde. Es sind gut 5-6 Bft. aus W. Und die Temperatur ist mit 8° auch nicht gerade frühlingshaft. Mir bläst es direkt bei der Hafenausfahrt die Mütze vom Kopf. Gottseidank hat Mick noch einen Ersatz.

Mick entscheidet sich, nicht zu segeln. Wir motoren also Richtung Zieriksee, sind etwas zu früh vor der Zeelandbrug und müssen warten. Macht bei Wind und kabbeliger See nicht sooo viel Spaß. Aber dann öffnet sich die Hebebrücke und wir laufen mit Marschfahrt in das Keeten-Mastgat. Hier ist das Wasser schon wesentlich ruhiger. Nach knapp 2 1/2 Stunden Fahrt stehen wir vor der Krammersluis. Wir fahren zur nördlichen Recraratiesluis, ich melde mich beim Schleusenpersonal und wir dürfen direkt in die Schleuse einfahren.

Um 19 Uhr machen wir hinter (oder vor) der Schleuse am Wartesteiger fest und ignorieren den Hinweis, das man hier nur zum Warten auf die Schleusung festmachen darf.

24.03.34 KrammersluisBarendrecht

Tag 2, 28,5 sm / 7:05 h, Motor 7:10 h

Wetter: W5-6, 8°, bedeckt, Regenschauer

Um 10 Uhr geht es weiter. Die nächsten 2 Stunden motoren wir recht ereignislos über das Volkerak. Dann stehen wir vor der nächsten Schleuse. Auch hier gibt es eine gesonderte Jachtensluis. Auch hier werden wir ohne Wartezeit geschleust.

Nach der Schleuse laufen wir für eine Mittagspause Willemstad an. Hier gibt es hinter der Tankstelle an Steuerbord einen Wartesteiger, an dem man 2 Stunden kostenlos liegen darf.

Ich laufe zum nahen Hafenrestaurant. Seit heute morgen funktioniert die Bordtoilette nicht mehr. Sehr ärgerlich. Aber für Notfälle haben wir immer noch eine Pütz.

Um 14:30 Uhr geht es weiter. Wir haben noch 16 sm vor uns. Es geht durch das Hollands Diep und dem Dordtsche Kil bis in die Oude Maas. Vorbei an Strijensas und Dordrecht.

Um 19 Uhr machen wir mit dem letzen Tageslicht in der Marina Barendrecht fest. Ich erreiche den Hafenmeister noch telefonisch. So bekommen wir den Code für den Eingang und auch für das Toiletten- und Duschgebäude. Das Duschen ist, wie inzwischen in vielen Häfen, im Liegeplatzgeld inbegriffen. Hier dürfen wir für 26 € die Nacht liegen.

25.03.34 Barendrecht Vlaardingen

Tag 3, 13,9 sm / 2:35 h, Motor 2:40 h

Wetter: SSE3, 10°, sonnig

Das schlechte Wetter scheint vorbei zu sein. Heute ist deutlich weniger Wind, der zudem auf Süd gedreht hat. Die Sonne scheint vom blauen Himmel und es wird auch etwas wärmer.

Wir schlafen aus und so legen wir erst gegen 13 Uhr ab. Nach knapp 2 Stunden stehen wir vor der Spijkenisserbrug. Ich rufe die Verkehrszentrale an und bekommen die Information, das die Brücke in einer 1/4 Stunde öffnet. Direkt hinter der Brücke liegt die Botlekbrug. Diese ist bereits geöffnet und so beeilen wir uns. Um 15:30 passieren wir die Brücke.

Wir erreichen Het Scheur bei Vlaardingen. Dort verlassen wir die Oude Maas und wenden unseren Bug zuerst Richtung Nordsee, überlegen es uns dann doch anders und drehen um. Eine 1/4 Stunde später stehen wir vor der Schleuse nach Vlaardingen. Ich telefoniere mit dem Schleusenmeister, der uns zuerst nicht schleusen will. Der Stadthaven ist noch geschlossen und wir sollen zuerst beim WSV fragen, ob es einen Liegeplatz für uns gibt. Die Schleuse wird nur bis 16 Uhr bedient und es muss für uns auch noch eine Eisenbahnbrücke gehoben werden. Und das möchte der Meister nicht 2 x machen.

Natürlich erreiche ich den Hafenmeister vom WSV nicht mehr. So flunkere ich ein wenig und erzähle dem Schleusenmeister, das wir einen Liegeplatz bekommen würden.

Ein paar Minuten später öffnen sich die Schleusentore und das Licht an der Schleuse wechselt von Rot auf Grün. Wir müssen noch eine kleine Eisenbahnbrücke passieren und sind dann in einem kleinen Stadthafen. Sehr idyllisch hier. An der Ostkade, dort wo der WSV seinen langen Steg hat, liegen erstaunlich viele Schiffe. Wir finden aber noch eine Lücke in die die MICA AMA hinein passt.

Ein Segler vom WSV telefoniert freundlicherweise mit dem Hafenmeister, der schon Feierabend hat. Wir können hier liegen bleiben und bekommen den Code für das Sanitärgebäude und dem Tor.

Heute gehen wir essen. Finden ein nettes, griechisches Restaurant. Wie wir feststellen, ist das Essen gehen in den Niederlanden noch teurer geworden. Ein einfacher Gyros mit Pommes und Zaziki kostet hier über 20 Euro. Ganz schön heftig. Aber das Ambiente entschädigt etwas und auch das Essen ist gut.

Gesättigt schlendern wir zum Schiff zurück. Vlaardingen gefällt mir und ich finde, für einen Stopp auf einer Überführung von Süd- nach Nordholland ist es gut geeignet.

26.03.34 VlaardingenScheveningen

Tag 4, 25,3 sm / 5:19 h, Segel 8,9 sm, Motor 16,4 sm / 3:30 h

Wetter: S-SW3-4, 13°, trocken

Um 9:15 Uhr geht die Eisenbahnbrücke und die Schleuse auf. Also legen wir um 9:00 Uhr ab und eine 1/2 Stunde später sind wir auf Het Scheur, der Verlängerung der Nieuwe Maas, unterwegs Richtung Nordsee.

Noch im großen Vorhafen setzen wir das Groß und die Genua. Zum 1. Mal segelt Mick sein Schiff. Und es ist erstaunlich schnell und segelt sehr angenehm. Die nächsten 2 Stunden ist feinstes Backstack Segeln an der Küste entlang.

Nach 23 sm stehen wir vor Scheveningen, bergen die Segel und tuckern in die Marina. Natürlich haben wir uns den Hafenplan vorher nicht angeschaut. So werden wir vom Hafenmeister belehrt, wo die Passantenplätze sind. Dort gehen wir längsseits an einen Racer.

Heute gibt es Fisch. Wir laufen einmal um den Hafen bis zur Fischbude, die schon seit vielen Jahren existiert. Ich gönne mir eine Pommes und ein Picanto. Auf Kibbeling habe ich heute keine Lust.

27.03.34 ScheveningenAmsterdam

Tag 5, 41,4 sm / 10:05 h, Segel 25,9 sm, Motor 15,6 sm / 3:45 h

Wetter: S-SW3, 11°, bedeckt, später sonnig

Auch heute starten wir etwas früher. Um 9 Uhr legen wir ab. Eine 1/2 Stunde später stecken wir im Schlick! Kommen aber aus eigener Kraft frei. Merke, nicht überall im Hafen ist es tief!!

Da wir fast vor dem Wind segeln, setzen wir nur das Groß. Wieder ist Mick über die guten Segeleigenschaften der Dehler erstaunt. Nur mit Groß und einem 3er Wind zieht die MICA AMA recht flott durchs Wasser.

Nach gut 2 1/2 Stunden dreht der Wind etwas und so setzen wir noch die Genua dazu. Um 15:30 erreichen wir IJmuiden und eine 1/2 Stunde später sind wir durch die Schleuse und auf dem Nordseekanal. Jetzt sind es noch 13 sm bis zum Sixhaven. Natürlich geht das nur unter Motor. Der Wind auf dem Kanal ist zu schwach.

Um 19:25 Uhr machen wir nach 41,4 sm im Sixhaven fest. Dies wird die längste Etappe der Überführung werden.

Wir nutzen den kostenlosen Fährservice und lassen uns auf die andere Seite der IJ zur Centraal Station bringen. Dort gibt es noch ein Döner und dann ist auch schon wieder Feierabend für heute.

28.03.34 AmsterdamEnkhuizen

Tag 6, 29,1 sm / 06:18 h, Segel 22,4 sm, Motor 6,7 sm / 2:50 h

Wetter: S4-5, 10°, bedeckt, später sonnig

Um 1/2 12 verlassen wir den Sixhaven und tuckern Richtung Oranjesluis. Auch hier ist die Wartezeit nicht lange. Um 12.30 Uhr geht es durch die Schleuse und, wie im Internet bekannt gegeben, öffnet sich die Schellingswouderbrug 20 Minuten vor der vollen Stunde. Wir fahren noch bis aufs Markermeer und dort setzen wir Groß und Genua. Die nächsten 20 sm ist wieder Segeln vom Feinsten.

Kurz vor dem Krabbergat-Äquadukt bergen wir beide Segel. Um 17.15 Uhr sind wir durch die Schleuse und 25 Min. später sind wir fest im Compagniehaven. Der Hafenmeister hat schon Feierabend und so können wir am Meldesteg liegen bleiben.

Damit geht der vorletzte Tag der Überführung zu Ende.

29.03.34 Enkhuizen – Workum

Wetter: S3-4, 11°, sonnig

Das Wetter bleibt uns hold. Auch heute haben wir Rückenwind. Es wird auch wieder etwas wärmer. Aber am Wichtigsten… die Sonne scheint.

So nehmen wir die letzte Etappe in Angriff. Um kurz vor 12 Uhr legen wir ab und setzen schon im Vorhafen das Groß. Das bleibt auch das einzige Segel bis zur Ansteuerungstonne Hindeloopen/Workum. Dort bergen wir das Segel und die letzte Meile fahren die letzten Meter unter Motor.

Um 15:10 Uhr, nach 6 Tagen, 172,1 sm und 39:03 Stunden, machen wir in Jachthaven It Soal fest.

Bis auf den Ausfall der Bord-Toilette und meiner verlorenen Mütze gab es keine Katastrophen. Alles hat funktioniert.

Ich bleibe noch 3 Tage auf der Jan und fahre dann mit Lucina, Mick und Carlos nach Hause.

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