2022 – Greifswalder Bodden

Ankern im Greifswalder Bodden

Durch ihre Hand-OP ist die Segelsaison 2022 für meine Frau vorbei. Spontan nimmt sich mein bester Freund eine Woche Urlaub.. Die Anreise ist zwar lang, aber ein paar Tage zu entschleunigen ist einfach zu verlockend. So fahren wir am Samstag, den 06.08. für eine Woche zur Jan, die beim Yachtservice Wilke auf uns wartet.

Samstag, 06.08.22
Tag 1 – Viersen – Greifswald

Pünktlich fährt Gordo am Samstag vor. Ich habe nicht allzu viel Gepäck. Das verstauen wir schnell in dem Volvo von Gordo und schon sind wir auf der Autobahn Richtung Hamburg. Leider werden wir nicht von dem einen oder anderen Stau verschont. So ist es schon 1/2 7 bis wir in Greifswald von der Autobahn abfahren und beim Edeka anhalten, um uns für die kommende Woche zu verproviantieren.

Eine Stunde später sitzen wir wieder im Auto und fahren nach Greifswald-Wiek bis zur Klappbrücke. Aber alle Fischbuden sind schon zu. Also gibt es nur einen Anleger und ein Brot.

Die lange Fahrt sitzt uns in den Knochen und so verholen wir uns recht schnell in die Kojen.

Sonntag, 07.08.22
Tag 2 – Greiswald – Dänische Wiek

Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen frühstücken wir im Cockpit. Wir lassen uns Zeit und nehmen die Brückenöffnung um 13 Uhr. Beim Ablegen bemerken wir, das der Volvo nicht so richtig auf Drehzahl kommt. Auch der Schub ist, ja, irgendwie mager. Richtig in Wallung kommt die Jan nicht. Wir vermuten ein Problem mit dem Bowdenzug (was sich als falsch herausstellt). Wir nehmen trotzdem Kurs auf die Brücke, fahren aber nur die 2 sm bis zum Ankerplatz in der Dänischen Wiek. Hier habe ich bereits mit Mona gelegen. Knapp unterhalb des Anlegers Ludwigsburg (der für die Jan zu flach ist) ankern wir auf 3 m.

Wir kümmern uns um den Diesel. Nachdem wir etwas am Bowdenzug geschraubt haben, kommt der Diesel auch wieder auf Touren. Das Problem scheint gelöst zu sein. Erst übermorgen werden wir feststellen, das Problem existiert immer noch. Auf den vermeintlichen Erfolg gönnen wir uns einen kalten Anleger. Dank des Solarpanels kann ich den Kühlschrank (fast) die ganze Nacht durchlaufen lassen.

Heute gibt es die obligatorischen Spaghetti Bolo. Darf auf keinen Törn fehlen. Nach dem Essen, das wir draußen genießen, sitzen wir noch lange im Cockpit und debattieren über Gott und die Welt.

Montag, 08.08.22
Tag 3 – Dänische Wiek – Lauterbach (Ankern)

Nach einer wunderbar ruhigen Nacht und dem ebenfalls obligatorischem Rührei gehen wir ankerauf. Bevor wir den Anker aus dem Grund reißen, setzen wir das Groß. Nachdem der Anker oben und gesichert ist, setzen wir das Vorsegel dazu und nehmen Kurs auf Lauterbach. Der Plan ist eigentlich nach Seedorf zu segeln und in der Having zu ankern. Doch der Wind passt nicht und ist auch zu schwach. Also ändern wir das Tagesziel und segeln bis Lauterbach. Unterhalb des Wreechener Sees finden wir einen schönen Ankerplatz. Wieder fällt das Eisen auf knapp 3m.

Der Wind schläft ein und wir kreiseln um unseren Anker, genießen ein kaltes Bier im Cockpit und warten auf den Mond. Der wird von Tag zu Tag voller. Nicht mehr lange und wir haben Vollmond.

So endet der 1. perfekte Segeltag.

Dienstag, 09.08.22
Tag 4 – Lauterbach (Ankerplatz) – Lauterbach Marina

Die Nacht war wieder perfekt! Der Wind ist, wie wir, recht früh schlafen gegangen. So sind wir nur ein wenig um den Anker gekreist.

Heute wollen wir nach Stahlbrode. Da wir bei dem vorhergesagten schwachen Wind nicht sicher sind, wann wir ankommen und ob es dort auf dem Campingplatz noch ein offenes Lebensmittel-Geschäft hat, wollen wir nach Lauterbach motoren und dort bei Edeka unsere Vorräte aufstocken.

Doch wie so oft kommt es ganz anders. Nachdem wir Ankerauf gegangen sind, ist das alte Problem mit dem Diesel wieder da. Er kommt nicht so richtig auf Touren und die Jan nicht so richtig in Fahrt.
So schleichen wir mehr als das wir fahren nach Lauterbach, legen uns dort im Hafen an den H-Steg und laufen den weiten Weg in die Marina. Dort sprechen wir mit einem Mechaniker, der sich das Problem anschauen will. So verholen wir die Jan vom Hafen in die Marina. Einen Platz haben wir schon vorher reserviert.
Schon nach den ersten Metern ist sich der Mechanikus sicher. Pockenbewuchs am Propeller. Da keiner von uns ein geübter Taucher ist und auch niemand Lust hat, ins Quallen- und Algen-verseuchte Ostseewasser zu springen besprechen wir mit dem Hafenmeister die Möglichkeit, morgenfrüh die Jan aus dem Wasser zu heben. Noch ist der Kran nicht komplett ausgelastet, so ist es kein großes Problem. 8 Uhr als Krantermin ist Gordo aber zu früh (Zitat: DAS IST JA MITTEN IN DER NACHT!), aber um 9.30 Uhr ist auch noch ein Termin frei. Also machen wir den Termin klar. Die Jan liegt schon auf ihrem Platz, die Hafengebühren (24 Euro für die Nacht) sind schon bezahlt. Also können wir nach Lauterbach laufen, ein Fischbrötchen essen und einkaufen. So schaffe ich auch locker mein Tagesziel von 4000 Schritten. (heute sogar doppelt so viele). Beim Fischkutter Jasmund bekommen wir das Fischbrötchen und in der Rügener Nudel Werft leckere Spinatnudeln.
Wir laufen zum E-neukauf, der nicht allzuweit weg ist, kaufen die fehlenden Lebensmittel ein und schon sind wir wieder auf dem Schiff, gönnen uns, wie immer, einen Anleger im Cockpit. Da wir noch vom Fischbrötchen satt sind, gibt es nur eine kleine Bockwurst mit Brot.

Mittwoch, 10.08.22
Tag 5 – Lauterbach – Stresower Bucht

Um 10 nach 9 Uhr liegen wir unter dem Kran und eine 1/4 Stunde später hängt die Jan in den Gurten. Und der Propeller sitzt voller Muscheln. Diese werden schnell abgekratzt und dann wird noch einmal gekärchert. Eine 1/2 Stunde später ist der Propeller wieder sauber und wird mit einem neuen Antifouling besprüht. Kurz darauf wird die Jan wieder ins Wasser gelassen. Die gesamte Aktion hat knapp 1 Stunde gedauert und kostet 434 Euro. Darin enthalten ist 1 x Diagnose (1/2 Std.), 2 x (!) kranen (raus und rein), 1 x kärchern und 1 x Propeller mit Antifouling besprühen (1/2 Std.) Dazu kommt noch eine 1/2 Dose Antifouling. Und natürlich die MwSt. Aber ich habe schon erfahren, das ist noch günstig.

Wir fahren direkt los und schon beim Verlassen der Kranbox merken wir, jetzt ist alles wieder ok. Der Diesel dreht sauber hoch und nach dem Verlassen des Hafens gebe ich mal Gas und ein paar Augenblicke später zieht die Jan mit 7 kn durchs Wasser. So haben sich die investierten Euros wenigstens gelohnt.

Wir geben den Plan, zwischen Rügen und Vilm zu segeln, schnell mangels Wind auf, drehen die Jan um und segeln, zuerst langsam, dann immer schneller, Richtung Süden. Bald können wir wenden und unser Taagesziel, Seedorf, anlegen.

Kurz bevor wir in die Having einbiegen, sehen wir eine schöne Ankerbucht. So entscheiden wir, eine weitere Nacht zu ankern. Wir tasten uns bis auf 3 m vor und ankern in Sichtweite eines Segelschiff mit Dschunkenrigg. Natürlich mache ich ein Foto und schicke es an Christoph, der mit seiner Fledermaus gerade von einem 10-wöchigem Norwegentörn zurück kommt. Leider kann ich den Namen des Bootes nicht erkennen. So viele dschunkengetakelte Schiffe gibt es in der Ostsee nicht. Kann gut sein, das Christoph dieses Boot kennt.

Donnerstag, 11.08.22
Tag 6 – Stresower Bucht – Palmer Ort

Jetzt neigt sich der Törn schon seinem Ende zu. Also geht es zurück Richtung Greifswald. Wir steuern den Strelasund an. Die Idee, in Stahlbrode zu übernachten, verwerfen wir. Zu schön ist das Wetter und es ist inzwischen auch zu heiß für einen Hafen. So ankern wir, wieder auf 3 m in der Nähe vom Palmer Ort. Es liegen schon ein 1/2 Dutzend Schiffe vor Anker, aber die Hälfte davon sind Tageslieger. Gegen Abend verlassen uns einige und so haben wir Platz im Überfluss.

Freitag, 12.08.22
Tag 7 – Palmer Ort – Greifswald-Wiek

Auch die letzte Nacht vor Anker war sehr entspannt. Wir haben heute nur 10 sm vor uns und so können wir uns Zeit lassen. Doch eine leichte Brise lockt uns und so gehen wir ein letztes Mal Anker auf. Setzen, wie die Tage davor, bereits am Ankerplatz das Groß. So geht der Diesel aus, sobald der Anker oben und gesichert ist.

Es wird ein perfekter letzter Schlag nach Greifswald. Wir schaffen es sogar, eine größere Jeanneau zu überholen. Ja, 2 Schiffe auf dem Wasser sind eine Regatta..

Um 13 Uhr erreichen wir Greifswald-Wiek und legen uns längsseits vor der wohl teuersten Eisdiele in Greifswald. Da wir noch eine Kleinigkeit essen wollen und auch noch ein wenig durch Greifswald-Wiek laufen wollen (der Plan ist für heute Abend einen Tisch zu reservieren). So nehmen wir die nächste Öffnung der Brücke. Ja, mit Stress muss der Törn nicht enden.

Pünktlich um 14 Uhr öffnet sich die Brücke und 15 Mind. später sind wir fest beim Yachtservice Wilke, dem Start- und Endpunkt unseres Törns. Nach Hause fahren wir erst morgen. Nach einer langen und sehr guten Dusche gehen wir Zur Fischhütte und gönnen uns eine Kutterscholle. Das war die richtige Wahl.

Zum Abschluss setzen wir uns noch an die Ryck, genießen die letzten Sonnenstrahlen und Stunden mit einem Eis und einem kalten Pinot Grigio. Ein perfekter Abschluss unseres Törns.

Samstag, 13.08.22
Tag 7 – Greifswald – Viersen

Und schon ist es wieder vorbei. 7 schöne Tage auf der Jan. Das Revier um Rügen ist wirklich schön. Und die Ankerplätze sind (fast) leer. Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter. Sonnenschein, kein Regen und immer genug Wind zum Segeln. Abends kehrte dann Ruhe ein und so war das Ankern purer Genuss.

Aufgrund des schwachen Windes haben wir nicht sehr viele Seemeilen geschafft. Nur 55 standen nach der Woche auf der Loge. Aber davon sind wir 47,5 sm gesegelt. Mit über 86% ein fantastischer Wert. Wir konnten an den Ankerplätzen immer schon vor dem Anker-auf-Manöver die Segel setzen. Und sogar fast immer bis zum Ankerplatz segeln. Der Diesel lief dann nur auf Standby mit. Und um die elektrische Ankerwinsch mit Strom zu versorgen.

Wie so oft war es ein super schöner Törn. Total entspannt mit genug Zeit zum Relaxen und Genießen.

6 Kommentare

  1. Hallo Charly,
    Und wieder ein schöner und interessanter Törnbericht. Rügens Ostseite ist gut zum chillen geeignet. Der Strelasund wirkt wie eine Düse, und dann gibt es doch noch Wind. An der Westseite ist es aber meist ziemlich voll. Bist du mit Yachtservice Wilke zufrieden?
    Nach Greifswald kommt man auch mit dem Zug hin.

    1. Hallo Bernd,

      Mit dem Yachtservice Wilke bin ich sehr zufrieden. Eine schöne und gepflegte Anlage.
      Der Mechaniker und Motorspezialist Ralf war sehr hilfsbereit und konnte uns rasch helfen. Sehr netter Kontakt. Die Sanitäranlage ist sehr sauber und modern. Ich liege dort jetzt schon einige Wochen und überlege, die Jan dort ins Winterlager zu stellen. Mal schauen ob noch Platz ist.

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